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RudolfWacker(1893-1939)

Biografie

Wacker im Alter von 37 Jahren

Rudolf Wacker wird am 25. Februar 1893 in Bregenz als Sohn eines erfolgreichen Baumeisters geboren. Schon während seiner Zeit am Gymnasium entdeckt er die Liebe zum Malen. Seine Eltern stellen ihm die Berufswahl frei; ihr Sohn besucht die Fachschule für gewerbliches Zeichnen in Bregenz. Bald darauf übersiedelt Wacker nach Wien, scheitert jedoch an der Aufnahmeprüfung der Akademie der Bildenden Künste. 

 

1911 wechselt er nach Weimar, an die damals bekannteste Zeichenschule jener Zeit. Seine Lehrer sind Albin Egger-Lienz und der Illustrator Walter Klemm. 1914 wird er zum Militärdienst einberufen, ein Jahr später gerät er in Polen in russische Gefangenschaft. Er verbringt fast fünf Jahre in Lagern in Sibirien , in denen er die grauenhaften Erlebnisse in Tagebüchern, die heute leider großteils verloren sind, verarbeitet. Die Kriegsjahre prägten den Künstler und sein Schaffen nachhaltig. 

 

1920 zieht es Wacker nach Berlin, damals Heimat der Avantgarde der Kunstszene. Er verbringt hier die nächsten vier Jahre den Winter und Frühling, die Sommer in der Heimat in Vorarlberg. Er heiratet 1922 Ilse Moebius, die er immer wieder malen wird. Ein Jahr später zeigt das Vorarlberger Landesmuseum einige seiner Arbeiten; die Werke werden nicht gut von den Kritikern aufgenommen.

Selbstporträt von 1934

Vorerst ist Wacker noch als Zeichner und Graphiker tätig; erst langsam findet er in den 20er Jahren auch den Zugang zur Malerei. Gleichzeitig mit der Technik verändert sich auch sein Stil: zuerst vom Expressionismus beeinflusst, treten bald stilistische Elemente der Neuen Sachlichkeit in Wackers Arbeiten auf. Heute gilt der Künstler als einer der Vorläufer des Magischen oder Phantastischen Realismus.

 

Die finanzielle Situation Rudolf Wackers bleibt Zeit seines Lebens angespannt. Das Elternhaus unterstützt ihn nach wie vor; obwohl er immer wieder Bilder in Ausstellungen präsentiert und gelegentlich verkauft, kann er kaum seine Familie mit seiner Kunst versorgen. 

 

1926 gründet er gemeinsam mit anderen Künstlern der Bodenseeregion die Gruppe “Der Kreis”. 1928 verkauft er sein erstes Bild an ein Museum. Wacker orientiert sich nahezu ausschließlich an der aktuellen Kunst in Deutschland, österreichische Malerei interessiert ihn nicht. Insbesondere alte Kunst, vor allem die Stillleben des 17. Jahrhunderts, faszinieren den Künstler. 1929 wird sein einziges Kind, der Sohn Romedius, geboren.

 

Rudolf Wacker wird gleich zu Beginn der 30er Jahre auf die politischen Änderungen und die Gefahr der Nationalsozialisten aufmerksam und warnt vor vor einem neuen Krieg. Im Gegensatz zur Mehrheit seiner Kollegen traut sich Wacker, die Kulturpolitik des NS-Regimes zu kritisieren und fordert in zahlreichen Briefen seine Freunde zum aktiven Widerstand auf. Auch bei Friedenskundgebungen marschiert er mit.

Wacker in seinem Atelier

Wacker wird bald der Nähe zum Kommunismus bezichtigt. Auch finanziell läuft es weiter schlecht: zwar hat er in Wien mehrere Ausstellungen, aufgrund der schlechten Wirtschaftslage verkaufen sich seine Bilder jedoch nicht. Immerhin kauft die Österreichische Gemäldegalerie ein Stillleben Wackers an. Der Maler versucht, eine Professur an der Akademie in Wien zu erhalten, wird jedoch nicht einmal in Betracht gezogen.

 

1934 ein Erfolg: er nimmt an der Biennale in Venedig teil.  Von 1934 bis 1938 ist er Dozent im Aktzeichnen an der Bregenzer Gewerbeschule. Er besucht 1937 die Ausstellung “Entartete Kunst” in München und ist fassungslos, als er nahezu alle seine Vorbilder und Freunde an den Pranger gestellt sieht.

 

Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen im März 1938 folgen bald Hausdurchsuchungen bei Wacker. Der gesundheitlich  angeschlagene Künstler erleidet bei einer solchen Durchsuchung einen Herzanfall; als er zu einem Kreuzverhör durch die Gestapo vorgeladen wird, erleidet er einen weiteren. Kurzzeitig verbessert sich sein Zustand noch einmal, Rudolf Wacker stirbt jedoch am 19.April 1939 im Alter von nur 46 Jahren.

 

Rudolf Wacker zählt zu den bedeutensten österreichischen Vertretern der Neuen Sachlichkeit. Seine Stillleben, Akte, und die mit liebevoller Genauigkeit dargestellten Masken, Puppen und Alltagsgegenstände zeichnen sich durch eine kraftvolle Farbigkeit aus.